Stadtspaziergang 3 - Kirchen und Paläste

Fastnachtsturm

Ihr Rundgang beginnt am Schillerplatz vor dem Fastnachtsbrunnen - der für alle echten „Meenzer“ von existenzieller Bedeutung ist: Jedes Jahr am 11.11. versammeln sich hier die Mainzer Narren und Närrinnen, wenn genau um 11 Uhr und 11 Minuten vom Balkon des gegenüberliegenden Osteiner Hofes die närrische fünfte Jahreszeit ausgerufen wird. Eröffnet wird die Narrenzeit traditionell mit dem Verkünden der 11 Fastnachtsgesetze.

1967 enthüllt ist der 8,50 Meter hohe, von Blasius Spreng entworfene Fastnachtsbrunnen ein vergleichsweise junges Denkmal in Mainz. Und doch ist er nicht mehr wegzudenken aus dem Stadtbild. Mit seinen über 200 Figuren aus der Fastnacht und der Mythologie steht er als Symbol für die typische Mainzer Lebensfreude.

Schauen Sie genauer hin – welche Figuren können Sie erkennen? Vater Rhein, den Mönch und den Mann mit dem Brett vor dem Kopf, die Katze, Till Eulenspiegel und die Stadtgöttin Mogontia, den Geldbeutelwäscher oder der Paragraphenreiter: Sie alle sind Beispiele für die Vielfalt der Phantasiemotive, die den Fastnachtsbrunnen bevölkern.

 

Osteiner Hof / Bassenheimer Hof

 

Direkt gegenüber begegnen Sie dem ersten Palast auf dieser Route: Der  Osteiner Hof wurde Mitte des 18. Jahrhunderts als Familienpalais für den Kurfürsten Johann Friedrich Karl von Ostein gebaut. Mit dem Einzug der Besatzungs- und Militärbehörden Napoleons wurde er im Volksmund auch als „Gouvernement“ bekannt. Von 1958 bis 2014 fungierte das Palais als Standortkommandantur der Bundeswehr.

 

 

Seitlich hierzu erstreckt sich auf der Schillerstraße der Bassenheimer Hof. Dieses Palais wurde ebenfalls um 1750 für die verwitwete Schwester des Kurfürsten gebaut. Heute ist der Bassenheimer Hof Sitz des Innenministers.

 

Gaustrasse

 

Weiter geht es nun die Gaustraße hinauf – die in letzter Zeit auch mit einem kleinen Augenzwinkern als „San Francisco von Mainz“ bezeichnet wird. Immerhin ist die 1923 eröffnete Straßenbahnstrecke in der Gaustraße die steilste in Deutschland mit einer Steigung von bis zu neun Prozent. Links und rechts der Straßenbahnstrecke laden Szenecafés, Restaurants, Wein- und Cocktailbars sowie inhaber Geschäfte zum Verweilen und Bummeln ein.

 

St. Stephan - Chagallfenster

 

Vor der Gabelung auf der linken Seite erreichen Sie die 1260 bis 1340 erbaute gotische Hallenkirche St. Stephan. Da sie nach dem Dom der größte Kirchenbau der Stadt ist, wird sie auch „zweiter Mainzer Dom“ genannt. Die berühmten Fenster von Marc Chagall machen St. Stephan zu einer touristischen Attraktion, die jährlich Besucherinnen und Besucher aus aller Welt anzieht.

 

 

Aus dem dominierend leuchtend blauen Hintergrund heben sich farbenfrohe Darstellungen aus dem Alten Testament heraus. Sie werden zugeben müssen: ein optisches Erlebnis, das zu sehen sich lohnt. Als Marc Chagall 1989 kurz vor seinem Tod das letzte dieser neun Fenster schuf, war er übrigens 98 Jahre alt.

 

 

Im Zweiten Weltkrieg wurde St. Stephan durch Bombenangriffe fast gänzlich zerstört. Der achteckige Stephansturm drohte aufgrund eines von oben bis unten reichenden Risses in den Kreuzgang zu stürzen. Seine Rettung verdankt er letztendlich dem aufständischen Charakter der Mainzer Seele, die sich beharrlich und erfolgreich einem geplanten Abriss widersetzte.

 

Versäumen Sie es nicht, bevor Sie die Kirche verlassen, noch kurz den schönen spätgotischen Kreuzgang aufzusuchen. Es ist, als würde man eine andere Welt betreten, in der Zeit nicht existiert. Die Ruhe und Stille, die hier herrschen, sind fast greifbar und wirken wie ein Erholungsbad.

 

 

Folgen Sie nun der Willigisstraße hinunter in die Mainzer Altstadt.

 

Kirschgarten - Augustinerstraße - Augustinerkirche

 

Die erste Station in der Mainzer Altstadt ist der Kirschgarten mit seinen romantischen Fachwerkhäusern und dem Marienbrunnen. Den Namen „Kirschgarten“ teilen sich übrigens Platz und Gasse. Irrtümlich wird dies oft auf den Baumstumpf zurückgeführt, den man am Backhaus „Zum Beymberg“ (Nr. 19) entdecken kann. Hierbei handelt es sich jedoch um einen Eichenpoller. In ihrer Dissertation „Namen der Mainzer Straßen und Örtlichkeiten“ (erschienen 2008 im Franz Steiner Verlag Stuttgart) führt Dr. Rita Häuser den Namen dennoch darauf zurück, dass sich hier im Mittelalter ein großes Gartengelände mit Kirschbäumen befand. Auch entsprang in der Nähe die Quelle „Kirschborn“.

 

 

Der Kirschgarten führt Sie direkt auf die malerische Augustinerstraße – die Flaniermeile der Mainzer Altstadt. Bis ins 17. Jahrhundert hinein war sie die Hauptgeschäftsstraße der Stadt. Heute bietet sie eine große Vielfalt all dessen, was des Mainzers Herz, aber vor allem auch das des Mainz-Besuchers begehrt und erfreut. Von einem Ende zum anderen finden sich hier und in den abzweigenden Gassen in typisch Mainzer Atmosphäre kleine Geschäfte und Boutiquen, Cafés, Weinstuben und Vinotheken, Kneipen und Restaurants.

Inmitten der regen Betriebsamkeit und eingegliedert in die Häuserfront ragt die prachtvolle Barockfassade der Augustinerkirche (1768 – 1776) empor. Von 1768 bis 1776 für das angrenzende ehemalige Kloster der Augustinereremiten erbaut, ist sie heute Seminarkirche. Von beeindruckender Schönheit ist auch ihr Inneres. Die Deckenausmalung gibt Einblicke in das Leben des heiligen Augustinus sowie in die Geschichte des Bettelordens, der seit dem 13. Jahrhundert in der Augustinerstraße ansässig ist.

 

Im Gegensatz zu vielen anderen Mainzer Kirchen hat die Augustinerkirche den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden.


Schlendern Sie nun gemütlich die Augustinerstraße entlang über den Leichhof mit seinem
kleinen Brunnen in Richtung Dom St. Martin.

 

Höfchen - Markt - Dom St. Martin

 

Wenn Sie sich nun nach rechts wenden, stoßen Sie in östlicher Richtung auf das Höfchen, dem ersten der drei Domplätze. Der Platz trägt diesen Namen, weil hier bis zum 15. Jahrhundert die Residenz des Erzbischofs stand. Ursprünglich war der Platz fast vollständig vom Markt abgetrennt, was heute noch durch die Geschäftshäuser angedeutet ist. In der warmen Jahreszeit bieten die Bänke um den Höfchen-Brunnen eine willkommene Auszeit. Während des Weihnachtsmarktes ist der Brunnen abgedeckt. Auf der Fläche sorgt dann eine große, hell erleuchtete Pyramide mit Mainzer Figuren für leuchtende Augen.


Schlendern Sie weiter geradeaus zum Marktplatz, dem Herz städtischen Lebens. Sollte Ihr Besuch auf einen Dienstag, Freitag oder Samstag fallen, kommen Sie bis 14 Uhr auch in den Genuss eines der schönsten Wochenmärkte Deutschlands.

Ob Markttag oder nicht – der Platz wird links von den Markthäusern und rechts von den Domhäusern eingerahmt. Die Markthäuser 11 – 15 wurden nach der Zerstörung dem Zweiten Weltkrieg rekonstruiert. Der Abbruch und die Neubebauung führten im Jahr 2008 zur neuerlichen Wiederherstellung des mittelalterlich anmutenden Fassadenbildes. Der italienische, international renommierte Architekt Massimiliano Fuksas schuf die heutige Kombination aus historisierender Fassade zum Markt und moderner Architektur dahinter Richtung Korbgasse. Wenden Sie Ihren Blick jetzt in Richtung Mitte des Marktplatzes.

 

Hier steht seit dem 1.000-jährigen Domjubiläum 1975 die Heunensäule. Mit ihrer Ummantelung aus Bronze erzählt die Heunensäule zugleich viele Episoden aus der Stadtgeschichte.

 

Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit beispielsweise auf die Kopfbedeckungen an allen vier Ecken:

  • Der Helm eines römischen Gladiators erinnert an die Stadtgründung 13 vor Christus durch die Römer.
  • Die Bischofsmitra bezieht sich auf die reiche kirchliche Tradition.
  • Die Narrenkappe entspringt symbolträchtig einer Jakobinermütze, wie sie die französischen Revolutionäre trugen.
  • Die Reichskrone steht für die zahlreichen Kapitel Reichsgeschichte, die Könige und Kaiser schrieben, die sich immer wieder in Mainz als einem der mächtigen Zentren des Römischen Reiches aufhielten. Einige wurden hier auch gekrönt.

Wenn Sie noch Lust haben – suchen Sie den Fuchs! Er steht für den damals amtierenden Oberbürgermeister Jockel Fuchs, die Mäuse hinter ihm symbolisieren die zur Bauphase im Stadtrat vertretenden drei Parteien.

 

Weiter geht es nun zum Dom St. Martin, der sich über dem Marktplatz erhebt. Die barocken Domhäuser stammen von Johann Valentin Thomann und haben den Krieg fast unversehrt überstanden. Treten Sie durch das Marktportal ein.

Der Dom wurde seit 975 unter Erzbischof Willigis erbaut und hat im Laufe der Jahrhunderte viele Brände, Zerstörungen und Wiederaufbauten erlebt. Die Mainzer Erzbischöfe, die zugleich Erzkanzler und die mächtigsten Kurfürsten des Reiches waren, wollten mit der Größe des Doms auch ihre Macht in Kirche und Politik ausdrücken. Als Krönungsort deutscher Könige ist der Mainzer Dom ein Denkmal der Reichsgeschichte. Neben dem Dominneren mit den Grabdenkmälern der Erzbischöfe, sind vor allem die an der Marktseite gelegene romanische St. Gotthardkapelle aus grauem Muschelkalkstein und der spätgotische Kreuzgang hervorzuheben.

In den Kapitelbauten im Süden und im Kreuzgang befindet sich heute das Dom- und Diözesanmuseum. Wer sich die Zeit nimmt, kann hier Kunstwerke aus vielen Jahrhunderten Mainzer Kirchengeschichte bewundern.

 

Liebfrauenplatz - Palais Zum Römischen Kaiser - Gutenbergmuseum

 

Wenn Sie den Dom wieder verlassen, wenden Sie sich nach rechts und kommen, vorbei an Marktbrunnen und Heunensäule, auf den Liebfrauenplatz, dem größten der drei Domplätze.

 

Der Platz ist nach der Liebfrauenkirche benannt, die bis zu ihrer schweren Zerstörung 1793 und dem darauffolgenden Abriss vor der Ostapsis des Doms stand. Wo einst ihre Mauern waren, erhebt sich heute eine Anlage aus Sandstein aus dem Boden. Wenn heute ein Samstag zwischen Mitte März/April und November sein sollte, versäumen Sie nicht einen Abstecher zum „Mainzer Marktfrühstück“ zu machen. Es findet genau hier, auf diesem Platz statt – einfach den Menschenmassen folgen. Am Stand der Mainzer Winzer können sie heimische Weine, direkt vom Erzeuger genießen.

 

 

An der Nordseite des Platzes befindet sich das Palais der Spätrenaissance Zum Römischen Kaiser. 1653 nach dem Dreißigjährigen Krieg als erstes und reichstes Bürgerhaus erbaut, nahm das Gebäude epochalen Einfluss auf das Mainzer Baugeschehen. Hier musizierte Mozart (1763). Voltaire (1753) und Goethe (1814) stiegen hier ab. Seit 1962 ist in diesem Palais und in einem angrenzenden Neubau das Gutenberg-Museum untergebracht. Ein Besuch in diesem weltweit anerkannten Museum der Schrift- und Druckkunst lohnt sich auf jeden Fall. Hier wird gezeigt, wie Gutenberg gedruckt und wie sich seine weltbewegende Erfindung weiterentwickelt hat. Natürlich sind auch die weltberühmten 42-zeiligen Bibeln zu sehen.

 

Fischergasse − Heilig-Geist − Eisenturm

 

Nun gehen Sie am Barockpalais entlang geradeaus durch einen Tordurchgang, dem Salmengässchen. Jetzt ganz scharf links halten und in die schmale Fischergasse einbiegen. Sie hat ihren Namen von den hier einst ansässigen Rheinfischern. Fischhandlungen prägten den Gassenbetrieb, was einige Firmeninschriften belegen. Die Fischergasse ist typisch für das alte Mainz. Hier verlief die Stadtmauer. Ehemalige Wehrgänge der Stadtmauer sind sogar in die Häuser eingebunden.

 

 

Geradeaus entdecken Sie rote Sandsteinmauern, hinter denen die Vergangenheit noch spürbar scheint: Das Heilig-Geist-Spital, Deutschlands ältestes Bürgerspital. Als es 1236 erbaut wurde, diente es als Unterkunft für Pilger, Arme, Alte und Kranke. Im Laufe der Jahre ist das Heilig-Geist für sehr unterschiedliche Zwecke genutzt worden. Den einzigartigen Charme des altehrwürdigen Gebäudes wissen Einheimische und Touristen gleichermaßen zu schätzen. Heute beherbergt es einen Gastronomiebetrieb.

 

Weiter geht es zum Eisenturm. Lassen Sie dazu das Heilig-Geist rechter Hand liegen und halten sich geradeaus.

 

Neben dem Alexanderturm und dem Holzturm ist der um 1240 erbaute Eisenturm Zeitzeuge der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Seinen Namen erhielt der sechsgeschossige Turm von dem einst am Rheinufer abgehaltenen Eisenmarkt. Vom Torturm über ein Militärgefängnis bis hin zum Ort für Kunst-Ausstellungen wandelte sich die Nutzung des Eisenturms im Wandel der Jahrhunderte. Heute ermöglicht es der 1975 gegründete Kunstverein Eisenturm Mainz e. V., historische Luft im Turm zu schnuppern und gleichzeitig zeitgenössische Kunst zu genießen. Er zeigt Ausstellungen in den Räumen des Turmes. Auf der Website des Kunstvereins Eisenturm (www.kunstverein-eisenturm-mainz.de) finden Sie Informationen zu aktuellen Ausstellungen und Öffnungszeiten.

 

 

Hinter dem Eisenturm überqueren Sie die Quintinsstraße und folgen der Löhrstraße. Vor dem Neubau des Hilton-Hotels sehen Sie die Nachbildung eines Römerschiffes. Die Überreste wurden bei den Bauarbeiten gefunden. Die Originale und zwei rekonstruierte Schiffe sowie zahlreiche Modelle befinden sich im Museum für Antike Schiffahrt.

 

Nun biegen Sie nach links ab und folgen der Hinteren Christofsgasse.

 

Algesheimer Hof − St. Christoph

 

Wo diese schmäler wird, steht der ehemalige Algesheimer Hof, in dem Gutenberg bis zu seinem Tod lebte.

Vor uns sehen wir jetzt die Ruine der frühgotischen Kirche St. Christoph. Sie wurde zwischen 1292 und 1325 erbaut. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde die Kirche als Mahnmal und Gedenkstätte hergerichtet. Seit einer Umgestaltung setzen Licht und Glas einen Kontrast zu der Ruine. Zwölf leuchtend bunte Glasstelen geben Eckpunkte der Mainzer Geschichte wider.

Der neugestaltete Erinnerungsort wurde am 27. Februar 2015, beim Gedenken an die Zerstörung der Stadt Mainz vor 70 Jahren, der Öffentlichkeit übergeben. Bedeutsam ist St. Christoph auch als Gutenbergs Pfarrkirche.

 

 

Folgen Sie nun der Mitternachtsgasse bis zum Deutschhausplatz.

 

Zeughaus - Deutschordenshaus

 

Sie befinden sich nun im Mainzer Regierungsviertel. In den historischen Gebäuden am Rhein sind der rheinland-pfälzische Landtag und die rheinland-pfälzische Staatskanzlei untergebracht.

Die Staatskanzlei hat ihren Sitz in dem vor 400 Jahren (1604 – 1605) erbauten Alten Zeughaus, genannt „Sautanz“ und dem Neuen Zeughaus. Den Namen Sautanz trägt es, weil sich die Dreiflügelanlage auf dem früheren Gelände der kurfürstlichen Schweinehaltung befindet. Das Bauwerk diente einst als Waffenarsenal zur Lagerung von Kanonen, Gewehren und Munition. Ab 1770 wurde hier die „Münze“, eine Werkstatt zur Münzprägung eingerichtet.

 

Direkt neben dem Neuen Zeughaus befindet sich das historische Deutschordenshaus, in dem heute das rheinland-pfälzische Landesparlament seinen Sitz hat. Deutschordensmeister und Kurfürst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg ließ das Palais von 1730 bis 1738 errichten. Hier wohnte Napoleon bei seinen Besuchen in Mainz, 1793 tagte hier der revolutionäre „Rheinisch-Deutsche Nationalkonvent“.

 

 

Direkt auf der gegenüberliegenden Seite der Hauptverkehrsachse „Große Bleiche“ befindet sich das Kurfürstliche Schloss.

 

Kurfürstliches Schloss

 

Einst als Residenz der Kurfürsten und Erzbischöfe erbaut, beheimatet dieser bedeutende deutsche Renaissancebau heute die Ausstellungen des Römisch-Germanischen Zentralmuseums.

Das ehemalige Kurfürstliche Schloss ist heute der bedeutendste Profanbau der Stadt. Erzbischof Diether von Isenburg ließ den Vorgängerbau, die Martinsburg, 1478 errichten. Als Zwingburg und landesfürstliche Residenz war sie mit Mauer, Wassergraben und zinnenbesetzten Ecktürmen bewehrt. Doch im 16. Jahrhundert genügte sie nicht mehr den gestiegenen Repräsentationsbedürfnissen der Mainzer Kurfürsten. 1627 begann Kurfürst Georg von Greiffenklau deshalb mit dem Schlossbau, der von langen Unterbrechungen begleitet wurde.

Erst 1752 war er vollendet, doch das Schloss diente nur kurze Zeit – bis 1797 – seiner herrschaftlichen Bestimmung. Nach dem Untergang des Kurfürstentums 1806 wurde es als Kaserne, Lazarett, Zollmagazin und Zollbehörde genutzt. 1942 ausgebrannt wurde das Schloss ab 1948 wieder aufgebaut.

Die Fassaden überzog man mit einem roten Farbanstrich, der dem Gebäude im Volksmund den Namen „rotes Schloss" eintrug. Gegenwärtig wird die Außenfassade schrittweise saniert.

 

 

Die Große Bleiche führt Sie direkt zur Barockkirche St. Peter.

St. Peter

 

Alle Herrlichkeit des Rokoko scheint in St. Peter versammelt und glänzt in hellem Gold - frisch wie am ersten Tag.

Mit gutem Grund: 1989 wurde die elegante Kirche mit den Zwiebelturmzwillingen nach mehr als zehnjähriger Restaurierung der Gemeinde wie neu zurückgegeben. Die Kirche wurde 944 von Erzbischof Friedrich von Lothringen gegründet. 1748 errichtete Hofarchitekt Johann Valentin Thomann auf dem Platz der abgebrochenen Pfarrkirche St. Marien den Neubau. Die ursprüngliche spätbarocke Eleganz ist in der historischen Wiederherstellung erreicht.

Zu entdecken gibt es dort Kunstschätze vergangener Jahrhunderte, aber auch Kunstfertigkeit unserer Tage: die farbenfrohe Ausmalung des Innenraums besorgten der bayerische Kunstmaler Karl Manninger und sein Schüler Hermenegild Peiker. Die umfangreichen Malereien erzählen Leben und Legenden des Apostels Petrus – erhalten ist ein Original hinter dem Eingang.

 

 

Folgen Sie weiter der Großen Bleiche. Auf der rechten Seite befindet sich in historischem
Bau das Landesmuseum.

 

Landesmuseum Mainz

 

Das Landesmuseum Mainz, das mit seinen Anfängen unter anderem auf einer Schenkung Napoleons aus dem Jahre 1803 basiert und damit zu den ältesten Museen Deutschlands gehört, beherbergt die bedeutendste Kunstsammlung des Landes Rheinland- Pfalz.

 

Der Bestand des Landesmuseums ist breit gefächert: Im Gebäude des ehemaligen kurfürstlichen Marstalls – der so genannten „Golden-Ross-Kaserne“ – sind neben römischen Steindenkmälern und ur- und frühgeschichtlichen Funden vom Mittelrhein Werke der Malerei, der Skulptur und des Kunsthandwerks vom Mittelalter bis zur Gegenwart ausgestellt.

Darüber hinaus verfügt das Haus über die größte graphische Sammlung des Landes sowie über hervorragende Sammlungen von Jugendstilglas und Höchster Porzellan.

 

Einmalig ist die in die Abteilung 20. Jahrhundert integrierte größte Tàpies-Sammlung Deutschlands. Der Bestand wird ergänzt durch wechselnde Sonderausstellungen, Führungen, Vorträge und museumspädagogische Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene.

 

 

Folgen Sie weiter der Großen Bleiche bis zum Neubrunnenplatz. Von hier aus bringt Sie die
Lotharstraße zum Einkaufs- und Kulturtempel Römerpassage.

 

Römerpassage - Isis und Mater Magna Heiligtum

 

Öllampen werfen flackerndes Licht an die Wände des Tempels, der Duft von Räucherwerk und verbrannten Früchten hängt schwer in der Luft. Die Mainzer Erde hat ein wenig mehr Licht in den kultischen Alltag der Römer in Moguntiacum gebracht.

 

Im Jahre 2000 stieß man bei Aushubarbeiten für die neue Römerpassage auf Teile eines der altägyptischen Gottheit Isis und der orientalischen Mater Magna geweihten Tempels, der vermutlich bis ins 3. Jahrhundert genutzt wurde. Ein sensationeller Blick auf religiöse Kulte der Römerzeit ist damit möglich geworden.

Aufsehen erregend sind neben den mehr als 300 rund um den Tempel gefundenen Öllämpchen auch die freigelegten Opfergaben: Neben Früchten wie Datteln und Feigen wurden Pinienkerne und Getreidekörner auf Altären verbrannt. Auch Tieropfer wurden dargebracht, wie zahllose Hühnerknochen belegen. Unter den geborgenen Statuetten finden sich ein eng umschlungenes Liebespaar, eine Venus, ein Stier mit einer Opferbinde und ein bronzener Merkur mit einem Geldsack in der Hand. Die Funde sind in der „Taberna archaeologica“ ausgestellt und ermöglichen Ihnen eine Zeitreise zurück in die Welt des kultischen Rom.

 

Die Emmeranstraße führt Sie vorbei an der im Zweiten Weltkrieg ausgebrannten Emmeranskirche zurück zum Ausgangspunkt unseres Stadtrundgangs dem Schillerplatz.

 

Proviant-Magazin - Fastnachtsmuseum

 

In dem ehemaligen Militärgebäude Proviant-Magazin, zwischen Schiller- und Münsterplatz gelegen, ist seit 2004 neben privaten Wohnungen und Gastronomie auch das Mainzer Fastnachtsmuseum untergebracht.

Es präsentiert dem Besucher 160 Jahre Mainzer Fastnachtsgeschichte und bietet alles, was das echte Narrenherz begehrt. Wenn Sie also noch Zeit und Lust haben, sollten Sie sich diese „Narrenschau“ nicht entgehen lassen.